Geschichten aus dem Nähkästchen – Teil 1: Schüler in Japan                                                   von Hannes Diederich

Hallo an alle Japan-Interessenten da draußen!
Mein Name ist Hannes, ich bin 22 Jahre jung und möchte heute von meiner Zeit in Japan berichten. Denn bis jetzt durfte ich dort nämlich zwei Jahre verbringen und ein Jahr davon war ich Schüler.

Sicherlich sind schon einige Dinge bekannt, wie zum Beispiel, dass man in Japan Schuluniformen trägt. Weniger bekannt ist aber vielleicht, dass in Japan die Schüler selbst die Schule putzen. Als man mir den Besen in die Hand gedrückt und mir klar gemacht hatte, dass wir jetzt das Zimmer sauber machen werden, habe ich das zunächst für einen Witz gehalten und gelacht. Als ich dann aber gesehen habe, dass ich der Einzige bin, der das irgendwie witzig fand, wurde recht schnell klar: “Oh Moment, das war gar kein Witz, wir ma-chen echt sauber!” Anschließend ging es dann immer zum “Bukatsu”, also der Club-Aktivität. Bei mir war das Basketball. In der Regel haben wir zusammen von 16-19 Uhr trainiert. Danach ging es mit dem Fahrrad wieder nach Hause.

Gegen 20 Uhr bin ich dann angekommen und habe zusammen mit meiner Gastfamilie gegessen. Solche langen Tage war ich damals gar nicht gewohnt. Zusammen mit der extremen Hitze (40°) war jeder Tag zwar eine Erfahrung aber auf der anderen Seite natürlich auch sehr anstrengend und ermüdend. Üb-rigens: Die meisten Schüler fangen erst nach dem Abendessen an zu lernen und Hausaufgaben zu machen. Davor haben sie ja gar keine Zeit, weil sie in der Schule sind. Es herrscht dort ein ganz anderer Druck als bei uns. Aber ich kann euch sagen, dass mir dieser Druck sehr gutgetan hat. Fleiß, respektvoller Um-gang, vor allem mit den Lehrern, Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit sind nur einige Werte, welche ich dort nochmals so richtig vermittelt bekommen und mit großer Freude umgesetzt habe. Übrigens gab es in Japan nicht den typi-schen “Überraschungstest”, sondern oft gibt es eine Woche, in denen sämtliche Tests geschrieben werden. Auch interessant war, dass es in Japan Fächer gab wie zum Beispiel Kochen und Nähen.


Abb. 1: beim Basketballtraining

Für mich waren es immer die: ”Heute mach‘ ich mich wieder richtig zum Klops” – Fächer, weil ich dort überhaupt nicht wusste, was ich tun muss. Besonders am Anfang gab es natürlich auch noch viele Kommunikationsprobleme, die dies zusätzlich erschwert hatten. Meine Mitschüler wollten zwar immer helfen und mir das erklären. Aber ich habe es in der Regel nur schwer verstanden und es hat eher dafür gesorgt, dass auch wirklich jeder im Raum zu mir geguckt hat. So konnte auch jeder mit an-sehen, wie ich maßlos überfordert irgendwelche Fäden geknotet habe, die sichtbar kein System hatten. Wichtig in solchen Momenten ist, dass man über sich selber lachen kann.


Abb. 2: ich in meinem Zimmer in Japan

Eine letzte kleine Anekdote: der Schwimmunterricht. Wir hatten an unserer Schule einen Pool und im Sportunterricht wurde einmal ein kleiner Wettkampf veranstaltet. Dabei wurde die Klasse in vier Gruppen eingeteilt und jeder Gruppe eine Bahn zugeordnet. Als ich dann gesehen habe, dass wir Techniken wie den “Schmetterling” an-wenden sollten, wusste ich sofort eins: “Oh je, das wird peinlich!”. Denn bei mir sah es eher wie eine Kombination aus hunderten, aneinander gereihten Bauchklatschern und Brustschwimmen aus. Natürlich wurde ich zusätzlich noch als Endschwimmer eingesetzt und habe mein Team mit dieser neuen “effizien-ten” Technik erfolgreich vom ersten bis hin zum letzten Platz geschwommen. Meine Mitschüler und ich haben darüber aber alle herzlich gelacht und uns amüsiert. Denn jeder wusste, dass ich davor nie so etwas im Unterricht hatte und deshalb auch nicht konnte. Aber das soll es fürs Erste gewesen sein! Beim nächsten Mal erzähle ich euch gerne noch mehr von meiner Zeit in Japan.
Bis dahin, euer Hannes.

 

Zusammenfassend kann ich sagen, dass der Fuji auf jeden Fall alle Mühen wert war, die es zu überwinden galt. Trotz eisiger Temperaturen, starkem Regen und Schlafmangel sammelte ich unvergessliche Erinnerungen und schöne Bilder, die mir in meinem Alltag Energie geben.
Deshalb würde ich den Aufstieg wirklich jedem empfehlen, der Natur liebt und Neugier für Japans Wahrzeichen Fuji empfindet. Vor allem, da man die Herausforderung auch bewältigen kann, wenn man wie ich keine geborene Bergziege ist und nur Stoffschuhe im Gepäck hat.