News März

Manga zeichnen und Kanji schreiben an einem Tag
Beitrag von Kirsten Hoheisel (Vorstandsmitglied der DJG)

 

        

Um es gleich vorweg zu nehmen: An einem Tag kann man weder das eine noch das andere lernen. Aber man kann für ein paar Stunden kurze Einblicke in beide Kunstformen gewähren. Das hatte ich mir vorgenommen, als ich als Projektleiterin im Auftrag des Humanistischen Verbandes Deutschlands, (Landesverband Berlin-Brandenburg KdöR, Bereich JugendFEIER) zwölf Jugendliche am Samstag, den 26.01.2019 bei einem Projekttag im Weinmeisterhaus in Berlin-Mitte betreute, welcher alljährig Teil eines großen Programms des HVD für junge Menschen zwischen 13 und 15 Jahren ist.

Während ich im Vermitteln zeichnerischer Kenntnisse inzwischen recht geübt bin, war das selbstgewählte Thema Kanji schreiben Neuland und damit eine echte Herausforderung für mich. Auf diese Idee kam ich, weil ich selbst als Jugendliche wissensdurstig alles über Japan lernen wollte, leider aber damals nur sehr begrenzte Möglichkeiten hatte.  Ich besuchte vor einigen Jahren einen Kurs für Kalligrafie an der Volkshochschule und hatte in dieser Zeit erfahren, wie ästhetisch und schön, aber eben auch anspruchsvoll diese Kunst des Schreibens ist. Trotzdem traute ich mich, indem ich mir vier Kanji aussuchte, die ich den Jugendlichen vorstellen wollte: Glück, Frieden, Wasser, Erde. An meiner Seite hatte ich Langenscheidts Handbuch und Lexikon der japanischen Schrift.

So erläuterte ich den Jugendlichen ganz allgemein die Grundlagen des japanischen Schriftsystems und zeigte ihnen, in welcher Reihenfolge man die entsprechenden Kanji mit Tusche und Pinsel auf das Papier bringt.  Ganz so, wie ich es vor Jahren von meinem Lehrer für Kalligrafie an der Volkshochschule gelernt hatte. Nach anfänglichem Zögern waren die Jugendlichen schnell mit Spaß dabei und probierten sich im Schreiben aus. Im zweiten Teil des Projekttages zeichneten sie ihre eigene Manga-Figur und fügten die erlernten Schriftzeichen in die Zeichnungen ein.

So mitten in ihrem Element wollten die Jugendlichen nun mehr über Kanji wissen. „Wie ist das Zeichen für…“ waren Fragen, die ich erwartet (und befürchtet) hatte. Jetzt wurden wir alle zu Lernenden und schmökerten gemeinsam im Langenscheidts Handbuch, um unter den 1945 Schriftzeichen das gesuchte Kanji zu finden. Keine leichte, aber eine sehr interessante Aufgabe.  Ich war froh, dass ich an diesem Tag den jungen Menschen auf ihrem Weg zum Erwachsenwerden eines vermitteln konnte: Selbst niemals auszulernen, neugierig Fragen zu stellen und neuem Wissen offen gegenüberzustehen.

Ob es den Jugendlichen gefallen hat? Ich vermute es. Ein jugendlicher Kursteilnehmer schrieb mir folgenden Brief: