Beitrag von Mutsuko Tomita

Wir stellen hier BL und Yuri vor, denn sie gehören wirklich zu einer der größten Besonderheiten (Kuriositäten) von Manga und damit zur geheimen Welt der Kenner und Fans.

Wer denkt, dass Japaner und die japanische Gesellschaft konservativ seien und liberale Liebesverhältnisse in Japan nicht so offen ausgelebt werden wie in Europa, irrt sich. In Manga toben alle Liebesformen der LGBT: homosexuelle Liebesdramen, lesbische Komödien, transsexuelle Jungen und Mädchen sowie Geschlechtswechsel als Magie in der Fantasiewelt.

Bereits in den frühen 1960-er Jahren hat der Manga-Meister Tezuka Osamu, in Japan auch der Gott des Manga genannt, mit seinem Shojo-Manga „Ribbon no Kishi“ Themen wie Bisexualität, Geschlechtswandel und Androgynie behandelt.

BL, wörtlich Boy´s Love, ist eine schwule Liebes-Story, die von Frauen für Frauen gezeichnet ist. Es handelt sich hier um eine Zweiggenre des Shojo-Josei-Manga (Manga für junge Frauen), denn sowohl die Zeichner als auch Leser von BL-Manga sind weiblich. Besonders daran ist, dass diese schwulen Liebesgeschichten mit den realen Homosexuellen nichts zu tun haben. Das bedeutet, dass die BL eigentlich rein weibliche erotische Fantasiegeschichten für Frauen sind.

Die Zahl der Publikationen der BL-Manga wird seit den 1990-er Jahren immer größer und nimmt heute einen sehr großen Marktanteil ein. BL-Manga erweitert sich vor allem im sogenannten Fan-Fiction-Dojinshi-Markt (von Amateurzeichnern im Selbstverlag herausgegebene Manga) wie z. B. auf der Comiket Tokyo, dem größten Manga-Comic-Markt für Amateure der Welt.

Die Leserinnen der BL nennen sich „Fu-Joshi“ wörtlich „verfaultes Mädchen“. Sie werden als weibliche Otaku (Nerd) betrachtet.

Im Ausland ist BL inzwischen bei weiblichen Fans sehr populär. Seit ca. 2010 ist BL auch in Deutschland so beliebt, dass aktuell fast die Hälfte der Publikationen der japanischen Shojo-Manga in Deutschland zum Thema BL veröffentlicht werden.

Yuri, wörtlich Lilie, ist eine lesbische Liebesgeschichte und gehört wie auch  BL zum Shojo-Josei-Manga. Anders jedoch als BL sind die Zeichner und Leser von Yuri nicht nur weiblich, sondern auch männlich. Im Vergleich zu BL besitzen Yuri-Manga einen geringeren Marktanteil, aber anders als BL bilden Yuri-Manga häufig die Vorlagen zu Anime-Filmen, welche im Fernsehen gezeigt und als DVD-Film verkauft werden. BL-Publikationen beschränken sich dagegen fast nur auf Manga in Buchform.

Im Zeichenstil und in der Thematik gibt es sehr große Unterschiede zwischen BL und Yuri.

  1. In Yuri sind die Protagonistinnen meistens Schulmädchen und entsprechend geht es um Schulmädchenliebe/-freundschaft in niedlichen, humorvollen Komödien. Dagegen herrscht in BL eindeutig Vielfätigkeit der Themen und des Alters: von Schuljungen bis zu 40-jährigen Firmenangestellten. Es gibt nette boy-meets-boy-Storys in Highschool-, Vampirgeschichten, Liebeskonflikten zwischen erwachsenen Männern und blutige Liebestragödien der Yakuza-Männer.
  2. Yuri-Manga wird meistens im Stil der niedlichen Anime-Art gezeichnet, während es in BL sehr unterschiedliche Zeichenstile gibt.

Hier sind zwei Beispiele für Yuri und BL:

 
©yuruyuri Illustration: Mutsuko Tomita