Beitrag von Kirsten Hoheisel
Im März 2019 war es wieder soweit: Ich startete zum zweiten Mal mit meiner Familie nach Japan. Neben vielen kulturellen Sehenswürdigkeiten, welche wir zur schönsten Kirschblütenzeit bestaunen konnten, warfen wir einen besonderen Blick auf die Popkultur Japans. Schließlich befanden wir uns nun im Heimatland der Manga- und Anime-Kunst!
Schon beim Benutzen der öffentlichen Verkehrsmittel fielen uns immer wieder Werbeposter mit Manga-Figuren auf. Wofür sie warben, haben wir leider wegen unserer mangelnden Sprachkenntnisse nie erfahren. In einer U-Bahn traf ich plötzlich eine alte Bekannte wieder: Heidi aus den Bergen! In meiner Kinderzeit habe ich begeistert wöchentlich neue Folgen der Zeichentrickserie im Fernsehen verfolgt. Damals wusste ich noch nicht, dass ich mich bereits für Anime begeisterte. Das habe ich erst viel später erfahren.
Kaum hatten wir unsere Koffer in unseren kleinen Hotelzimmern einigermaßen verstaut, zappten wir erstmal durch das japanische Fernsehprogramm. Doch unsere Erwartung, nun auf allen Kanälen Anime sehen zu können, wurde leider wie auf unserer ersten Reise nicht erfüllt. In den Abendstunden fanden wir einzelne Sender, die das Gesuchte ausstrahlten.
Doch schon am nächsten Tag fanden wir im Stadtbild von Kyoto viele Hinweise, dass Manga-Kunst tief in der japanischen Kultur verwurzelt ist. Da war zum Beispiel das süße Manga auf einer Votivtafel (japanisch: ema), welches wir in einem Schrein entdeckten.
Nach einigen Tagen erlebten wir in der Nähe des Bahnhofes von Kyoto ein großes Treffen von japanischen Cosplayern. Vor allem ich war nicht mehr zu halten und mischte mich gleich unter das bunte Volk. Was uns sofort auffiel: Die Cosplayer sind hier teilweise älter als in deutschen Landen. Auch wirkten ihre Kostüme professioneller. Die Stimmung unter den Cosplayern war wie bei uns ausgelassen und fröhlich, und so kam ich schnell trotz begrenzter Englischkenntnisse auf beiden Seiten ins Gespräch und durfte auch Fotos schießen, auf denen man die tolle Atmosphäre recht gut erkennen kann. Was uns aber auch auffiel: Cosplayer sind in Japan nicht so alltäglich, wie man annimmt. So erzeugten sie einen Lachanfall bei jungen Männern, die im uniformen Look japanischer Angestellter gekleidet waren (weißes Hemd, dunkelblauer Anzug). Wir schauten etwas verwundert, denn im Vergleich werden Cosplayer in Deutschland auf ähnlichen Events mittlerweile in durchaus liberaler Sichtweise gesehen.
Als wir einige Tage später nach Tokyo weiterreisten, besuchten wir als Erstes das Herz der Manga- und Anime-Kultur: Akihabara (Stadtteil in Tokyo). Hier finden Fans aus aller Welt einfach alles, was das Herz begehrt– vorausgesetzt, der eigene Geldbeutel reicht dafür aus. Und so deckten auch wir uns mit Büchern, Fanartikeln und niedlichen Figuren aus den unerschöpflichen Kapselautomaten ein.
Jeder schöne Urlaub geht einmal zu Ende. Als wir mit einem zusätzlichen Koffer in den Flieger stiegen (diesen hatten wir in Akihabara gekauft), befanden sich in unserem Gepäck viele Mitbringsel, die uns über unseren Abreisekummer hinwegtrösteten. Leider hatten wir es nicht geschafft, uns ein Anime im japanischen Kino anzuschauen, welche dort fast täglich auf dem Programm stehen. Wie gut, dass es das tolle Medienangebot auf den Langstreckenflügen gibt. Hier können Anime-Fans gründlich auf ihre Kosten kommen. Anime-Filme, die man in Deutschland (noch) nicht kennt in unsynchronisierter Fassung mit Untertiteln!