,,Welch tiefen Frieden fände mein Herz“ – Krisen und ihre Bewältigung in Japan
Vortrag von Frau Prof. Dr. Irmela Hijiya-Kirschnereit
Wie gehen Menschen mit Krisen um, wie reagieren sie auf Unglück und unmittelbare persönliche Bedrängnis? Gibt es da auch historische Unterschiede und kulturelle Prägungen? – Japan wird schon aufgrund seiner heiklen geologischen Lage am großen Feuerring, dem Ostrand des asiatischen Festlandes vorgelagert und sich von Nord bis Süd über Tausende von Kilometern erstreckend, als eine besonders gefährdete Region gesehen. Nun soll hier aber nicht etwa ein Erklärungsmodell einer japanischen Psyche präsentiert werden. Doch eine Erkundung von Quellen, aus denen sich bestimmte Haltungen speisen könnten, ist allemal aufschlussreich. Es gibt ja tatsächlich so etwas wie ein kulturelles Gedächtnis, genauso wie kollektive Traumata, wie wir sie auch aus unserer eigenen Kultur nur allzu gut kennen. – Als Beispiele dienen ein mittelalterliches Werk eines Einsiedler-Mönchs aus dem Jahre 1212, dessen Echo sich bis in die Gegenwart verfolgen lässt, gefolgt von Überlegungen zur Rolle der Religion und zur Naturbeziehung. Was befremdet uns am Fremden, und warum? Mit jedem Blick, den wir auf die andere Kultur werfen, sehen wir uns gewissermaßen wie in einem fernen Spiegel zurückgespiegelt. Das gilt sowohl für das scheinbar so ganz Andere als auch die Analogien und Ähnlichkeiten, die wir in den Einstellungen und Verhaltensweisen bis hin zu sprachlichen Eigenheiten erkennen. Wie sehr etwa Sprechweisen wichtige prägende Faktoren für unser Weltverständnis sind, lernen wir kontrastiv, am japanischen Beispiel. Abschließend folgt ein Blick in eine krisengeprägte heutige Lebensrealität, zwischen den Kulturen, aus der Perspektive einer voll im Leben stehenden Frau, einer ständigen Grenzüberschreiterin und Suchenden mit einer Passage aus dem Roman „Dornauszieher“ von Hiromi Itô.
Irmela Hijiya-Kirschnereit, Professorin Emerita für Japanologie der Freien Universität Berlin, hat für die Japanologie viele Türen geöffnet, als Hochschullehrerin, Autorin und Organisatorin von zahlreichen internationalen Tagungen und Events.. Von 1990 bis 2000 gab sie die Japanische Bibliothek im Insel-Suhrkamp Verlag heraus. Sie war von 1996-2004 Direktorin des Deutschen Instituts für Japanstudien (DIJ) in Tokyo. Sie initiierte das Große japanisch-deutsche Wörterbuch in 3 Bänden (2009-2022) und erhielt u.a. den Leibniz-Preis der DFG (1992), den Preis der Japan Foundation (2021) und das Verdienstkreuz Erster Klasse der Bundesrepublik Deutschland (2024).
Ort: JDZB, Saargemünder Str. 2, 14195 Berlin
Zeit: Dienstag, 09.12.2025, 18:00 Uhr
