Der Vortragende Dr. Bernhard Röhrich gezeichnet von Andreas Amrhein

Zeichnung: Andreas Amrhein

„Die Geschichte der Zeitmessung in Japan“

Vortrag über Zoom von Dr. Bernhard Röhrich

Die Bestimmung der Zeit und ihres Ablaufes gehören zu den Aufgaben, für  welche die Menschen  zu in ihrer Geschichte größte Mühen aufgewendet haben und die sie zu intellektuellen und technischen Triumpfen geführt haben.

Von den ersten Wasseruhren bis zur Bewältigung der relativistischen Zeitverschiebung beim Projekt Hayabusa 2 war eine unendliche Kette  gewaltiger Anforderungen zu lösen.

Immerhin 500 Jahre dieser Geschichte haben Europa und Japan gemeinsam und doch sehr unterschiedlich bewältigt.

Mein Vortrag widmet sich dieser gemeinsamen Geschichte zum 160-jährigen Jubiläum der Deutsch-Japanischen Beziehungen, die mit der Einführung der zentralen Zeitmessung in Japan in eine gemeinsame Endstrecke bis heute mündete. Die Entwicklung von Industrie, Handel, Kapitalverkehr und Wissenschaft wären ohne diesen Schritt undenkbar gewesen.

Ich konzentriere  ganz auf die praktische, alltägliche Zeitmessung, die unseren Alltag, unser Arbeitsleben und unsere Geschäfte bestimmen.

Gleichzeitig zeigt dieser Vortrag auf, in welcher typisch Japanischen Weise eine Technik Ende des 15ten Jahrhunderts in Japan aufgenommen wurde und unter erheblichen Eigenentwicklungen der Metallurgie, Metallbearbeitung und Feinmechanik an die ganz speziellen kulturellen, zivilisatorischen und wirtschaftlichen Anforderungen in Japan angepasst wurde.

Sie werden folgende Erkenntnisse aus dem Vortrag mitnehmen:

  • Die subjektive Auffassung der Zeit als ablaufendes Kontinuum (Wasseruhr, Sanduhr) ist etwas prinzipiell anderes, als die objektive Auffassung der Zeit als Abfolge abzählbarer periodischer Vorgänge (Pendel, Unruh) und die Zuordnung von Ereignissen zu diesen Ordnung gebenden Intervallen.
  • Ich werde eine Form der Zeitanzeige aus Japan kurz darstellen, die so schön, sinnfällig und einmalig ist, dass Sie sie nie wieder vergessen werden – Versprochen!
  • Das bis 1862 in Japan – wie in ganz Ostasien – gebräuchliche „laterale Zeitsystem“ ist zwar z.B. für Agrargesellschaften sehr praktisch, aber außerhalb lokaler Anwendungen praktisch nicht verwendbar. Es konnte sich in Japan jedoch nur bis zum Ende der Edo-Zeit halten. Moderne Entwicklungen in der Navigation (Handelsseefahrt), Transport (Shinkansen) Industrie und Kommunikationsmittel (Telegrafie und Funkverkehr) wären damit nicht mehr zu bewältigen.
  • Japanisch Uhrmacher haben bis dahin elegante, zweckdienliche und auf der Welt einmalige technische Lösungen geschaffen und verblüffende Automatiken entwickelt.
  • Japan hat ein sehr schwaches Verhältnis zur Dokumentation, Aufbewahrung und Kommunikation der eigenen technischen und zivilisatorischen Leistungen. Der größte Teil der musealen literarischen und konservierenden Leistungen werden im Ausland erbracht.
  • ZOOM-Link zum Vortrag:

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