Johannes Justus Rein – der verkehrte Vertragsausländer

Vortrag von Herbert Eichele

Zu Beginn der Meiji-Zeit  verpflichtete Japan zur raschen Modernisierung des Landes Experten für viele Gebiete als sogenannte Vertragsausländer  – o-yatoi gaikokujin     お雇い外国人 – , um den Japanern Kenntnisse und Fertigkeiten westlicher Wissenschaften und Technologien  beizubringen. Deutsche Vertragsausländer trugen hierzu in besonderem Maße bei.

Johannes Justus Rein (1835 – 1918) war sozusagen auch ein Vertragsausländer, aber im umgekehrten Sinne. Er wurde vom preußischen Staat als „technisch hochgebildeter Sachverständiger“ unter Vertrag genommen und nach Japan geschickt, um Kenntnisse und Fertigkeiten der traditionellen japanischen Industrie und Handwerkskunst für Deutschland nutzbar zu machen, vor allem auf den Gebieten der Papierherstellung, der Lackkunst, der Emaille-Technik, der Keramik-Herstellung und der Metallbearbeitung. Er arbeitete und forschte fast zwei Jahre von 1873 -1875, also ganz am Anfang  der Meiji-Zeit, in Japan, war wohl der erste Ausländer, der sich quasi ohne Einschränkung im Land bewegen durfte und 8 ausgedehnte Reisen durch Honshū, Kyūshū und Shikoku  durchführen konnte. Seine detaillierten Berichte und die vielen Rohstoffe und Fabrikate, die er von seinen Reisen an das preußische Handelsministerium schickte, wurden dort begeistert aufgenommen und führten dazu, dass er nach seiner Rückkehr aus Japan 1876 ohne Habilitation auf den Lehrstuhl für Geographie der Universität Marburg und 1883 auf den der Universität Bonn berufen wurde. Während dieser Zeit entstand als Abschlussbericht seines Japan-Auftrags sein zweibändiges Haupt- und Meisterwerk  mit dem Titel „Japan nach Reisen und Studien“, der erste Band – über Land und Leute – publiziert 1881, der zweite – über  Industrie und Handel – 1886. Beide wurden übersetzt ins Englische (1883 bzw. 1889) und galten bis in die 1920er Jahre als Standard-Literatur über Japan im deutsch- und englisch-sprachigen Raum. Lange fast vergessen, wurde Rein jüngst durch mehrere Publikationen, darunter seine akribischen Tagebücher aus der Japanzeit, wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.

Dieser vielseitige Gelehrte mit seinem sehr bewegten Lebenslauf wird mit zahlreichen Bildern – Schwerpunkt natürlich auf seinen Japan-Erkennt- und Erlebnissen, in diesem Vortrag vorgestellt.

Zeit: Dienstag, den 29.03.2022 um 18 Uhr

Ort: Japanisch-Deutsches Znetrum Berlin, Saargemünder Str. 2, 14195 Berlin

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