KAMPO- die traditionelle japanische Medizin

Ein Vortrag über ZOOM von Dr. Kenny Kuchta

Mit dem Namen Kampo () wird heute für gewöhnlich die Gesamtheit der traditionellen Phytotherapie Japans bezeichnet. Dieser Begriff, der wörtlich „Chinesische Methode“ bedeutet, wurde im 19. Jh. geprägt, um die traditionelle einheimische Medizin von der einströmenden westlichen Medizin zu unterscheiden. Bereits in diesem Fachbegriff kommt der große Einfluss der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) auf die traditionelle Medizin Japans zum Ausdruck.

Kampo im engeren Sinne bezeichnet eine akademische Medizintradition, die im 6. bis 10. Jh. durch den Import medizinischer Literatur und ausgebildeter Experten von China und Korea nach Japan begründet wurde. Danach setzte eine weitgehend eigenständige Entwicklung ein, wobei sich die Kampo-Medizin durch die Nutzung einheimischer japanischer Arzneipflanzen aus der traditionellen Volksmedizin (Minkanyaku) ein von der TCM teils unterschiedliches Drogenrepertoire aneignete. Weiterhin trugen ein früher Einfluss der westlichen Phytotherapie ab dem 16. Jh. sowie innovative Eigenentwicklungen japanischer Ärzte dazu bei, dass sich Kampo immer mehr von der TCM emanzipierte und zu einer eigenständigen Medizin entwickelte.

Das gesamte System der traditionellen Medizin Japans erlebte im späten 19. Jh. eine schwere Krise als die Regierung die Gesellschaft von oben verwestlichte und ein Berufsverbot für alle Ärzte aussprach, die nicht westliche Schulmedizin an einer Universität studiert hatten. In den folgenden 70 Jahren hielten engagierte Mediziner als Einzelpersonen die traditionelle Medizin am Leben, während die Apotheker weiterhin traditionelle Produkte neben synthetischen Medikamenten vertrieben. Heute übernehmen die japanische Krankenkassen die Kosten für ca. 150 Kampo-Rezepturen, die von regulären Ärzten verschrieben werden können. Inzwischen sind Projekte angelaufen, um dem einheimischen Arzneipflanzenanbau zu stärken und die Identität der japanischen Kampo-Medizin auch künftig zu wahren

Kenny Kuchta hat 2012 am pharmazeutischen Institut der Universität Leipzig zu  einem Thema der traditionellen japanischen Medizin promoviert. Von 2012-2015 war er an der Sanyo Gakuen Universität in Okayama Lehrstuhlinhaber für Komplementärmedizin und Naturstoffchemie. Von 2015-2017 hatte er eine Gastprofessur am National Institute of Health
Sciences (NIHS) in Tokyo im Bereich Regulation und Qualitätssicherung  pflanzlicher Arzneimittel inne und seit 2017 ist er an der Universität Göttingen mit einem Forschungs- und seit diesem Jahr auch mit einem Lehrauftrag zur Fernöstlichen Medizin tätig.

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