Wie Goethe Japaner wurde. Stationen einer Aneignung
Vortrag von Prof. Dr. Stefan Keppler-Tasaki
Als „metallenen Felsen“ der „deutsch-japanischen Freundschaft“ bezeichnete Ernst Arthur Voretzsch, der deutsche Botschafter in Tokyo von 1928 bis 1933, nicht etwa die Regierungs- und Wirtschaftszusammenarbeit, die seit dem Japanisch-Chinesischen Krieg 1894/95 erheblichen Schwankungen unterworfen waren, sondern die „kulturellen Güter“, die Johann Wolfgang Goethe für beide Länder verkörpere. Diese Aussage konnte sich auf solche Tatsachen stützen, wie dass der erste moderne ‚Staatsdichter‘ Japans, Mori Ōgai, zugleich der erste große Goethe-Übersetzer war und dass ein so ikonisches Werk der Taishō-Zeit wie Akutagawas Leben eines Narren (1927) mehrfach auf den ‚Erleuchteten‘ von Weimar zu sprechen kommt. Seltener wurde beachtet, dass noch das letzte Werk des gattungsprägenden Manga-Künstlers Osamu Tezuka eine Faust-Bearbeitung ist: der zweibändige Neo-Faust (1989). Der Vortrag geht einer Geschichte der kulturellen Aneignung nach, in der Goethe zu einem Medium der japanischen Selbstverständigung wurde.
Stefan Keppler-Tasaki lehrt neuere deutsche Literatur an der Universität Tokyo und ist im Frühjahr 2022 Senior Fellow des Berliner Exzellenzclusters „Temporal Communities – Doing Literature in a Global Perspective“.
Die Veranstaltung findet im Festsaal des Berliner Rathauses unter 2 G+ Bedingungen (geboostert oder zweifach geimpft mit tagesaktuellem Test) statt. Es gibt im Festsaal eine moderne Lüftungsanlage und die Teilnehmerzahl ist beschränkt, so dass ein Abstand von mindestens 1,5 m zwischen den Stühlen gewährleistet werden kann.
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