Akihabara – Reisebericht von Stephan Fuhlert
Vor zwei Jahren konnte ich schon einmal den Stadtteil Akihabara in Tokyo kurz bestaunen. Nun war es 2018 wieder soweit, eine Urlaubsreise nach Japan war geplant mit einem besonderen Hinblick auf die „Elektrostadt“ Akihabara in Tokyo.
Akihabara war schon lange für den Verkauf von Elektrogeräten bekannt. Irgendwann kam es dazu, dass sich auch Anime- und Manga-Läden hier ansiedelten. Viele Technikinteressierte waren schließlich auch Manga-Fans. Man sitzt oder steht meistens im Zug der JR in Tokyo, dann ist es soweit. Schon an der Station selbst findet man die typischen Kapselautomaten. Dort kann man Plastikkapseln ziehen, in denen sich entweder kleine Figuren oder Schlüsselanhänger, Buttons usw. befinden. Einmal drehen kostet 100-500 Yen, je nach Wertigkeit der Artikel.
Nicht einmal den Bahnhof müsste man dafür verlassen. Wenn man dies jedoch tut und durch den Ausgang Elektrostadt (Electric City) den Blick nach rechts wirft, kann man schon einmal in das Gundam Cafe gehen. Auch wenn man kein Fan von Mecha-Animes (animierte Filme mit Robotern, Maschinen usw.) ist, einen Blick ist es auf jeden Fall wert. Allein, um Roboter- Taiyakis zu essen. Das sind gefüllte Waffeln, traditionell normalerweise in Fischform mit süßer Füllung aus roten Bohnen. Wer rote Bohnen nicht mag, es gibt sie auch mit leckerem Pudding.
Läuft man am Bahnhof vorbei an einer grünen Brücke, über die auch die U-Bahn fährt, ist man schon mitten in Akihabara. An der großen Kreuzung von Sega und der sich anschließenden Straße befinden sich unzählige Geschäfte. An den vielen Greifautomaten kann man auch sein Glück versuchen und vielleicht eine Figur oder ein Plüschtier gewinnen. Selbstverständlich hat das meiste wieder einen Bezug zu Anime (Verkürzung von „animēshon“= Animation).
Die Sinneseindrücke können einen besonders beim ersten Mal überfordern. Fast an allen Gebäuden sind riesige Plakate von Animeserien oder auch Videospielen zu sehen. Aus den meisten Gebäuden schallt Musik von Videospielen und Animes. Fast alle Gebäude sind gleich aufgebaut: Mehrere Etagen, die je einen Laden beherbergen. Daher darf man vor dem Bezahlen der Ware auch nicht die Etage wechseln. Nun wieder zur Reizüberflutung. Die Etagen sind angefüllt mit allem, was einen Otaku (ein Fan, der viel Zeit für sein Hobby aufbringt) zum Strahlen bringt. Teilweise muss man sich durch enge Gänge quetschen, was ein wenig an eine Manga- und Anime- Convention (Veranstaltung für Menschen mit gleichem Interesse) erinnert. In den meisten Läden darf man leider nicht fotografieren. Zum Thema Manga und Anime gibt es alles: Figuren, Anstecker, Bettwäsche, Poster, Schlüsselanhänger usw. Alte und neue Anime DVD´s, CD´s Videospiele und sogar einen speziellen Laden für wirklich alte Spiele aus den 80ern und 90ern samt Konsole.
Teilweise muss man stark suchen, da viele Läden nur kleine und unscheinbare Eingänge haben. Aber auch für Touristen sind inzwischen viele hilfreiche Bilder angebracht. Manche Geschäfte sind voll mit Vitrinen, dort werden nur Figuren verkauft. Die Bandbreite der Artikel ist gewaltig. Daher auch die Vielfalt in Akihabara.Viel Geld kann man auch spare, wenn man sich gebrauchten Sachen zuwendet. So kann man besonders bei Mangas das eine oder andere Schnäppchen machen.
Für den großen und kleinen Hunger gibt zum Beispiel kleine Ramen-Läden. Sogar Steakhäuser mit sehr guten „Hambagu“ Steaks finden sich hier. Möchte man ein zusätzliches Erlebnis haben, kann man auch eines der zahlreichen Maidcafes besuchen. Dort bekommt man einfache Speisen von jungen Damen in aufwendigen Kostümen serviert. Eine etwas teure, aber lustige Erfahrung.
Wer zwischendurch oder am Ende des Tages noch einen Ruhepol sucht, findet ihn vielleicht im Kanda-Schrein, welcher nur ein paar Minuten vom Zentrum Akihabaras entfernt ist. Dieser Schrein ist auch als Mangaka-Schrein (Mangaka = Manga-Künstler) bekannt. Die Künstler beten hier für Eingebung. Eine besondere Attraktion gibt es auch. Man findet hier, wie in fast allen Schreinen, Ema Tafeln, nur sind die zum großen Teil auch mit Zeichnungen der Künstler versehen.
Ein Anblick, der sich lohnt. Empfehlenswert ist ein Besuch am frühen Morgen. Sogar Glückbringer mit Anime-Bezug gibt es zu kaufen. Ein Besuch in diesem einzigartigen Bezirk lohnt sich. Viele der hiesigen Angebote kann man leider nicht außerhalb Japans kaufen. Oder teils zu exorbitanten Preisen.